Wie komme ich zur Ruhe?
Nr. 77 - August / September 2024
Sie ist eine große Sehnsucht. Doch ist sie schwer zu erreichen, was bereits die Stoiker wussten. Heute, inmitten digitaler Ablenkung, politischer Krisen und spätmoderner Leistungsansprüche scheint sie weiter entfernt denn je. Wie kann uns die Philosophie helfen, zur Ruhe zu finden?
Alle Texte in der Übersicht
Arena
Dialektik des Panzers
Russische Panzer versuchen, mit einer extra Schutzschicht eine Unverwundbarkeit zu erlangen, welche sich ironischerweise in ihr Gegenteil umkehrt.

Darwinistische Dreamteams
Das vom russischen Botaniker Konstantin Mereschkowski begründete Konzept der Symbiogenese, der Entstehung einer neuen Art durch die Verschmelzung und genetische Integration zweier Organismen also, wurde lange Zeit als unseriös betrachtet.

Europawahl – Die EU kommt zu sich
Die Ergebnisse der Europawahl deuten viele als Rechtsrutsch. Das ist zu kurz geblickt, meint Moritz Rudolph, da es ein linksliberales Europa in Wirklichkeit nie gab. Vielmehr kehrt Europa gerade zu seinen rechten Wurzeln zurück.

Reinhard Merkel: „Die Idee des olympischen Sports muss reformiert werden“
Am Freitag begannen die Olympischen Spiele 2024 in Paris, wobei sich am regulativen Prinzip der Wettkämpfe seit der Antike nichts geändert hat. Noch immer gilt: Schneller, höher, weiter! Dabei erzwingen neue biotechnische Möglichkeiten der Körperoptimierung eigentlich ein Umdenken, meint der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel.

Mannheim vs. Sylt
Obwohl bei der islamistischen Attacke in Mannheim ein Mann starb und mehrere Menschen verletzt wurden, galt die weitaus größere mediale Empörung dem rassistischen Gegröle auf Sylt. Warum?

Was heißt hier Ideologie?
In gegenwärtigen politischen Debatten ist „Ideologie“ ein Kampfbegriff: Ideologen sind verblendet. Der Ideologiekritiker indes wähnt sich über jede Kritik erhaben. Doch gibt es überhaupt einen Standpunkt jenseits der Ideologie? Und was meint dieses Wort eigentlich genau? Eine philosophiegeschichtliche Spurensuche.

Richard David Precht: „Die Logik des Krieges führt zu keinem positiven Ende“
Woran sollte sich in Zeiten der Kriege und Konflikte unsere Außenpolitik orientieren? An Werten, meint Richard David Precht. Doch gelte es, diese pragmatisch zu priorisieren – und zu tolerieren, dass nicht alle Länder liberale Demokratien sein wollen.

Erinnerungskultur in der Schockstarre
Im Zusammenhang der Proteste gegen den Krieg in Gaza wird der Antisemitismus-Vorwurf oft laut – und zwar bevorzugt als handliche Formel, an die sich Gesinnungsprüfungen knüpfen. Durch eine solche Praxis schadet sich die Erinnerungskultur selbst, meint unsere Kolumnistin Eva von Redecker.

Leben
Jung und operiert
Immer mehr Menschen lassen schönheitschirurgische Eingriffe vornehmen, unter ihnen auch Feministinnen. Wie ist das zu erklären?

Zungen-Akt
Mit der Verlagerung von Kommunikation und Arbeit ins Digitale scheint unsere Existenz zunehmend entkörpert.

Cool-Cation
Wenn der gutbürgerliche Sommerurlaub in Südeuropa bei Hitze, Waldbränden und Wasserknappheit in Zeiten des Klimawandels unattraktiv wird, warum dann nicht einfach die Reiserichtung umdrehen und im Sommer gen Norden fliehen?

Einsamkeit und Liebe
In Liebesbeziehungen geht es um Verschmelzung, um Auflösung der Ich-Grenzen. Die Individualität bleibt auf der Strecke. Doch was, wenn Liebende sich ganz anders verstünden – und über die Einsamkeit des anderen wachten wie über einen Schatz?

Soll ich meinen Job kündigen?
Wer kennt das nicht: Der Wecker nervt, der Jahresurlaub ist aufgebraucht, und Druck kommt von der Chefin, den Kollegen oder einem selbst. Zeit für eine Pause von der Arbeit?

Barbara Bleisch: „Ich denke bei der Lebensmitte an ein Hochplateau“
Die Mitte des Lebens assoziieren viele mit einer Krise: Die Hälfte ist vorbei, der Tod gerät in Sichtweite. Die Philosophin Barbara Bleisch plädiert in Ihrem neuen Buch für ein Umdenken – und hat gute Gründe.

Die Sache mit den Luftballons
Die beliebten Party-Accessoires sind Allegorien unserer Existenz: Nur durch Widerstände hauchen wir ihnen Leben ein. Doch das Erschlaffen ist unabwendbar. Die Frage ist, wie wir damit umgehen.

Dossier: Wie komme ich zur Ruhe?
Die Türen des Bewusstseins schließen
Ein Mensch, der nicht loslassen, nicht vergessen kann, verliert jede Handlungsmacht. Wer wieder zum Subjekt werden will, muss zur Ruhe finden. Ein Essay von Svenja Flaßpöhler.

Komm runter!
In einem Leben, in dem man durch Nachrichten und Medien, Sorgen und Zweifel bedrängt wird und schlussendlich stirbt, erscheint ein Zustand der Ruhe schwer erreichbar. Hier fünf Strategien, die zeigen, wie Gelassenheit dennoch möglich ist.

Mein Leben ohne Smartphone
Kein schnelles E-Mail-Checken, keine allzeit verfügbare Bahn-App, keine Lieblingsplaylist: Erzeugt Smartphone-freies Dasein nicht eher Nervosität als Ruhe? Unsere Autorin wagt es trotzdem und erkennt: Selbst vermeintliche Nachteile erzeugen eine ganz eigene Beziehung zur Welt.

Ralf Konersmann: „Wir haben die Ruhe um ihren guten Ruf gebracht“
Antike Philosophen verbanden die Ruhe mit Glück. Seit dem Beginn der Neuzeit wurde sie westlichen Kulturen zunehmend suspekt. Ralf Konersmann über die Frage, wie die Unruhe zum Modus der Existenz wurde.

Ruhe als erste Bürgerpflicht?
In aufgeregten Zeiten wächst die Sehnsucht nach Stabilität und Ordnung. Daran können autoritäre Regime seit jeher anschließen.

Klassiker
David Hume und die Religionskritik
Lassen sich moralische Werte ohne ihre Verankerung in Religionen bewahren? Der Aufklärer David Hume gibt eine radikale Antwort: Die Religion stellt keine Bedingung der Moral dar – sie ist sogar ihrem Wesen nach darauf angelegt, sich gegen das moralische Empfinden zu richten, das alle Menschen von Natur aus haben.

Hans Blumenberg und die Epochen
Antike, Mittelalter, Neuzeit – die Einteilung der Geschichte in Epochen ist uns geläufig. Doch was sind „Epochen“ eigentlich und lassen sie sich wirklich voneinander abgrenzen? Hans Blumenberg gibt eine differenzierte Antwort.

Was ist Kausalität?
In Auf einen Blick machen wir Begriffsgeschichte in einem Schaubild verständlich. Diesmal: Kausalität. Denn darüber, wie diese zu verstehen ist und ob es sie in der Realität überhaupt gibt, haben Philosophen unterschiedliche Theorien entwickelt.

Salon
Für Aale und keinen
Das neue Album von Eels thematisiert Vergänglichkeit, ewige Wiederkehr und Hoffnung auf ein Nachleben.

Leidenschaft und Leichen
Rose Glass hat mit ihrem zweiten Spielfilm Love lies bleeding einen stilvollen Thriller geschaffen, der von der Amour fou zweier junger Frauen handelt, die keine Grenzen kennen.

Mystischer Abolitionismus
William Blakes geheimnisvolle Bilderwelt ist gleichermaßen spirituell wie revolutionär. Sie eröffnet den Blick auf die Fehlentwicklungen der Moderne und Möglichkeiten der Befreiung.

Fischen das Wasser zeigen
Im Podcast Past, Present, Future erkundet der Philosoph David Runciman die Geschichte großer Ideen – und erhellt dabei, wie diese bis heute fortwirken.

Bücher
Wie denkt es sich im Süden?
Onur Erdur untersucht, wie die französische Theorie vom Maghreb geprägt wurde – und eröffnet damit eine neue, postkoloniale Perspektive.

Die Macht der Maulwürfe
Unten versus oben: Drei neue Bücher erforschen Geschichte und Gegenwart des Widerstands gegen die Herrschenden. Aber wie unterscheidet man eigentlich den guten Aufstand vom schlechten, und was passiert, wenn der Protest vom Ressentiment getrieben ist?

Ins Offene!
Liegen, lesen, Mindset ändern: sechs Sommertipps aus der Redaktion, von tiefernst über unterhaltsam bis horizonterweiternd.

Finale
Kleine Menschen, große Fragen (5/24)
Oft stellen Kinder nicht nur sehr gute Fragen, sondern haben auch besonders geistreiche Antworten. In der Rubrik Phil.Kids widmen sich kleine Menschen regelmäßig den ganz großen Rätseln des Seins. Zum Beispiel: Kann man immer glücklich sein?
